So! Was geht denn nun konkret ab bezüglich der EU-Präsidentschaft Zyperns? Und geht die ökonomische Pleite der moralischen sozusagen ganz klassisch voraus oder doch eher hinterher?
Im Amphitheater von Curium, wo mit einigermaßen großen Pathos die Übernahme der EU-Präsidentschaft in Szene gesetzt wurde für die Öffentlichkeit, glänzte die Öffentlichkeit und ihre gewählten Vertreter mehrheitlich bereits mit Abwesenheit. Viele geladene Gäste scheinen der Feierlichkeit fern geblieben zu sein, wenn zutrifft, was in den Zeitungen darüber steht.
Ein paar Tage vor diesem spektakulären Ereignis in Curium, ist in der Presse zu erfahren, dass der Präsident der Republik Zypern mit seiner Antrittsrede die Anwesenden überzeugte. Es sei erstmals der einfache Mensch von der Straße ins Rampenlicht gehoben worden in einer Antrittsrede. Es ist an der Zeit, hat Xristofias darin verkündet, dass prinzipielle Änderungen des politisch-ökonomischen Systems ergriffen werden, die die soziale Lage weiter Bevölkerunsschichten der EU an den Rand gedrückt habe. Er als Kommunist beabsichtige aber keineswegs, deswegen nun gleich das gesammte System der EU komplett neu zu erschaffen, sondern vielmehr begnüge er sich bereits damit, einige Änderungen diesbezüglich veranlassen zu können, meinte Xristofias. Er scheute nicht davor zurück sogar, zu behaupten, dass dort, wo andere einen Rückzug machten, würde seine Adminstration als turnusmäßig EU-vorsitzende-Nation einen Erfolg herbeiführen können. “Zypern ist ein kleines Land, welches bereit ist zu dienen, ohne irgendwelche Eigeninteressen zu verfolgen! Wir wollen unseren Job gut tun und unser Land in Ehren in der EU vertreten.” Lag nahe, dass Xristofias auch von Kompromissen sprach, die es zu machen gälte – wenn er das, was er da sagte, nur mal meinte, zum Beispiel in eigener Sache, in der Zypernfrage nämlich. Soziale Gerechtigkeit, ökonomischer Wachstum, fiskale Disziplin und Gewährleistung eines innerinstitutionellen Diskurs‘ seien die Grundpfeiler dessen, was die EU-Präsidentschaft Zyperns inhaltlich vorrangig beschäftigen wird. Doch auch Immigration, Verkehrswesen, Energieversorgung, Fischerei und nachhaltiges Wirtschaften gehörten dazu. Zu den letzteren sei hier kurz etwas gesagt.
Zum Verkehrswesen kommen hier folgende Fragen ganz spontan auf: Ob es auf lange Sicht nicht billiger für alle Beteiligten wäre, würde die Republik Zypern endlich das Linksfahren im Verkehr beenden? Ob es nicht endlich angebracht wäre, eine permanent zwischen Zypern und Griechenland verkehrende Fähre zu installieren (plus nach Ägypten)? Ob die Verkehrsampeln wirklich so angebracht werden müssen in den Straßen, dass Fahrer auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung in einiger Entfernung sehen können, wenn die Ampel ’springt‘ und daher zu viele von ihnen mit aller Regelmäßigkeit über die Begrenzungslinien vor der Ampel fahren, bestens noch auf einen Fußgängerstreifen stehen und sogar darüber hinaus schon fast in der Kreuzung warten? Sollte nicht doch endlich eine Zugtrasse von Pafos nach Nikosia und dann nach Agia Napa in Angriff genommen werden? Sollten nicht endlich vermehrt Tunnelsysteme den stockenden Stadtverkehr entlasten helfen, dort, wo solch kostspielige Projekte wirklich Sinn machen?
Zur Energieversorgung folgende Fragen: Scheint in Zypern etwa nicht genügend Sonne, um die gewonnene Energie zum Teil – oder ganz – dafür zu verwenden, Frischwasser zu generieren? Sollten bei den ausgezeichneten Windverhältnissen nicht an ausgesuchten Orten im Meer verstärkt Windparks angelegt werden, die vorrangig öffentliche Gebäude, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser zu 100% mit kostengünstigem Strom versorgen? Sollte nicht mehr Wissen und Bemühen darauf verwendet werden, das Land zu begrünen und nicht so bequem nur in Richtung zukünftige Erdgasförderung irgendwo zwischen Israel und Zypern gelegen geschielt werden? Sollte im Energiesektor eine regelmäßige Kooperation mit dem Norden nicht endlich mal begonnen werden, mit dem man aus Not ja sowieso bereits zusammenarbeiten musste vor kurzem?
Zur Fischerei folgende Fragen: Hat jemals jemand daran gedacht, Fischbestände um die Insel zu kartografieren? Warum gibt es niemand, der vorschlägt, ganz so, wie vor kurzem in Australien passiert, das ganze Meer um die Insel in sagen wir 20 km Abstand als schützenswert einzustufen und entsprechend nach Vorgaben von Meeresforschern und anderen interessierten Parteien, die zum Wohle der Gewässer vorrangig arbeiten, Richtlinien auszuarbeiten? Wieso wird solch ein Wissen bei einer Seenation wie Zypern sie ist nicht bereits in Grundschulen ganz gezielt und mit Nachdruck gelehrt oder eingeübt?
Zum nachhaltigen Wirtschaften folgende Fragen: Wieso wird der Beamtenkopf noch weiter aufgeblasen, wo doch jeder am Beispiel Griechenland sehen kann, dass derselbe in erträglichen Proportionen viel effektiver arbeitete und dringend anstehende Veränderungen auf unterschiedlichsten Ebenen dann eher angepackt würden? Warum wird dem Norden seine gewünschte Zweistaatlichkeit nicht gegeben, vor dem Hintergrund, dass man sich dann eher auf gleicher Augenhöhe besser ins Benehmen setzen könnte miteinander, und der Norden dann auch Veranlassung sehen könnte, Ankara etwas mehr von sich abzustreifen? Wieso werden immer noch so viele Häuser gebaut, die dann leerstehen, und wieso gibt es keinen nachvollziehbaren Bebauungsplan? Wieso wird im Verbund mit dem Norden nicht daran gearbeitet, eine gemeinsame Fluglinie zu betreiben? Wieso ist Türkisch keine Pflichtsprache in Schulen oder Universitäten, welche wie in manchen Schulen in Deutschland das kleine Latinum zum Beispiel für 3 Jahre zu absolvieren wäre? Wieso wird die Bezeichnung der Nordzyprer als “Atilla” in Büchern und der Presse etc. immer noch nicht geahndet, und wieso wird immer noch vom “Pseudostaat” und vom “so genannten” Premierminister etc. geschrieben und gesprochen bezüglich des Nordens der Insel, ohne dass es jemand zu jucken scheint? Wie kann sich ein Präsident an der Macht in einem demokratischen Land halten, der von einem selbst in Arbeit gegebenen Report bezüglich eines Unfalls als Hauptschuldger für das Ableben von über 10 Mitbürgern verantwortlich gemacht wird, den er, da das Ergebnis ihm nicht gefällt, einfach ignoriert. Wie geht es, dass die Öffentlichkeit hier mehr versagt, oder ebenso, wie dieser Präsident und dessen Regierung? Und zuguterletzt: Wie kann man rote Linien, die nicht verhandelbar sein sollen ziehen gegenüber der sogenannten Troika, die nicht nur Geld bringt und hoffentlich auch mehr Ordnung und Transparenz, und deren Gelder man aus tiefster Not erbittet?
Russland hat bereits wissen lassen, dass es 5 Milliarden Euro Kredit an Zypern zu geben bereit ist, wenn die EU dafür gerade stehen wird.
Die Zyprer behaupten immer, das Land ticke halt anders und schlussendlich werde ohnehin alles gut. Tolle Einstellung, Profitieren tun sie stets von irgend einem nachbarlichen Problem. Könnte auch sein, dass zurzeit einige Leute eher nicht nach Griechenland fahren, hingegen Zypern wählen und damit wieder einige Euros bringen. Es wäre hoch interessant zu erfahren, was die Troika und ihre Delegation hinter den Kulissen sagt und denkt, und nicht nur zu erfahren, was dann die Presse von sich gibt.
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GEDULD!
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Zypern gehoert eben zu den Mittelmeeranrainerstaaten, die immer sehr viel reden, ihre Geschichte gar nicht aufarbeiten wollen, viel Versprechen, wenig halten und vor allem das Gesagte nicht in den Kontext ihrer eigenen Verwaltung und Politik bringen wollen. Sie sprechen von Umwelt und Energiewirtschaft, von Verkehrsregelung, Abfallentsorgung, Fiskalpolitik etc. etc., tun aber wenig bis gar nichts. Ueber ihren eigenen Schatten springen, was den Norden anbetrifft, kann die zyprische Regierung schon gar nicht. Rechtsgerichtete Kreise heizen die antituerkische Stimmung der Bevoelkerung auf, mit Worten und Taten, und merken in ihrer Dummheit nicht, wie viele positive Impuls von einer Einigung einhergehen wuerde. Nur in dieser Hinsicht muesste endlich die Geschichtsbuecher und die Schreiberei der Journalisten der heutigen Wirklichkeit angepasst werden. Wie aliiskenderr sagt muss auf einer dermassen kleinen Flaeche dieser Insel die Infrastruktur zusammengelegt werden. Nur schon der Wasserhaushalt und die Energiewirtschaft waeren Prioritaeten, die fuer die Insel ein grosses Potential oeffnen wuerde. Interessiert ist die Regierung nur, wenn die EU bezahlt: dann kommt die Korruption zum Zug und einige der Meinungsmacher sind hoch zufrieden, weil sie gehoerig absahnen koennen.
Ohnehin eigenartig, dass der Bittsteller bei der EU Konditionen stellt und praktisch verlangt, dass in einigen Jahren, wenn der Staat die beinahe acht Milliarden Euro (sofern Russland erneut Kredite gibt in der Hoehe von 5 Milliarden) nicht zurueckzahlen kann, was sogar mit Gasvorkommen kaum moeglich ist, die EU erneut einspringt. Ist diese Mentalitaet an der Troika spurlos vorbeigegangen?
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